Lebenswege

Lebenswege

Ausstellungsdesign
Kunde: Focke-Museum, Bremen
Link: www.focke-museum.de

Wir gehen mit!

60 Jahre Anwerbeabkommen zwischen der Türkei 🇹🇷 und Deutschland 🇩🇪. Grund genug für eine wunderbare Sonderausstellung im Bremer Focke-Museum. Wir entwickelten das Ausstellungsdesign für LEBENSWEGE und schnell wurde uns klar: Die Biografien der ausgewählten 12 Menschen sprechen für sich. Weniger wird also mehr sein. Ein emotionales Thema, das wir gerne angingen.

Ganz schlicht, ganz groß

Ein Ort für neue Ideen und kleinere Ausstellungen. Klar, dass das neue Stadtlabor im Focke-Museum die passende Location für LEBENSWEGE wurde! Gemeinsam mit dem Team des Museums 🏛 rund um Bora Akşen schauten wir uns den Raum an und bekamen schnell ein Gefühl dafür, wie dieser unaufdringlich und dennoch emotional ordentlich geladen werden kann. 💕 Auf relativ kleinem Raum schafften wir ein starkes Ausstellungskonzept: Der Besucher erfährt in der Mitte eine klare Achse, die durch extra abgesetzte Medien-Tische mit Videobeiträgen entsteht. Sie dient der Orientierung im Raum und bricht diesen konsequent ein Stück weit auf. Der Blick fällt auf den Ausstellungsnamen. In klaren Großbuchstaben auf der weißen Wand: LEBENSWEGE – natürlich auch auf Türkisch: HAYAT YOLLARI. Hervorgehoben durch eindringliches Licht. Hierum geht es! Nun steht der Besucher nicht nur in der Mitte des Raumes, sondern auch inmitten von Biografien, die jederzeit sein eigenens Leben hätten kreuzen können und es vielleicht auch getan haben.

Schokolade, Schweißarbeit, Sprache

Ausweise, Arbeitsverträge 📃, Fotos und ganze Lebensgeschichten sind auf minimalem Raum für den Besucher zugänglich gemacht. Kurze Beschreibungstexte an den Wänden und versetzte Info-Tafel im Eingangsbereich 🚪 führen mit ein paar Sätzen in die spannende Thematik ein. Ab da lassen sie den Raum und die einzelnen Vitrinen mit besonderen Biografien für sich sprechen. Die Glasvitrinen mit einem ausdrucksstarken Foto an der Rückwand haben wir asymmetrisch angeordnet – keine klare Reihe, aber stets im 90 Grad Winkel zueinander. Das Besondere: Es ergibt ein Muster, wenn es ganzheitlich betrachtet wird. Die diagonale Achse der Vitrinen wird durch schräg angebrachte Biografie-Tafeln verlängert. Das Ergebnis: Der Raum wird insgesamt aufgelockert.

Und wo steht der Besucher? Ein Stück weit in einem Labyrinth aus faszinierenden Biografien. Es nimmt die Fragen auf: „Wo bleibe ich? Wo bin ich? Wo ist meine Heimat?“ Der Werdegang vom promovierten Maschinenbauer, der zunächst bei der Vulkan-Werft anfing, ihm gegenüber der Kaufmann, der als Schweißer bei der AG „Weser“ begann und in einer Dachgeschosswohnung im Bremer Steintor wohnte. Auch hier arbeiteten wir mit Gegensätzen und zogen Verbindungen zwischen sich doch fremden Menschen mit ähnlichen ergreifenden Schicksalen. Auf Gleichberechtigung 🇩🇪🇹🇷 der Sprachen haben wir geachtet und nicht Deutsch oder Türkisch in den Vordergrund gestellt. Alle Inhalte sind in beiden Sprachen für jeden Besucher zugänglich und gleichwertig präsent. Dazu haben wir noch Flyer und Plakat entwickeln. Hier haben wir den Leitfaden der Ausstellung weitergesponnen und ebenfalls wie bei den Vitrinen ausdrucksstarke Fotos für sich sprechen lassen. Das Hauptmotiv: „Gastarbeitern“, die aus dem Zug schauen, ein Kind umarmen, sich verabschieden voller Zuversicht und Motivation auf ein gutes Leben in einem fernen Land. Bereits hier geht es emotional zu, um den Besucher für die Ausstellung zu „catchen“ und ihn ins Stadtlabor zu locken.

Die Ausstellung LEBENSWEGE ist noch bis zum 1. Februar 2022 im Stadtlabor des Bremer Focke-Museums zu besuchen. Schreibt uns gerne eure Eindrücke. Gefällt Euch unser minimalistisches Design? Was hat euch berührt, was fandet ihr nicht so gut? Wir sind gespannt auf Eure Sicht auf die Lebenswege. 💫