Druckdateien für Produkte mit Veredelungen

Fehler beim Reinzeichnen können sich auf die Qualität auswirken.

Früher oder später muss jeder eine Druckdatei für ein veredeltes Produkt erstellen. Dabei stellt sich die Frage: Wie mache ich es richtig? Unverständnis und Angst vor der Umsetzung mancher Druckprozesse liegen in der Luft und man kämpft sich langsam aber sicher durch die Anweisungen. Im Kopf: „Fingers crossed! Alles mal gut gelaufen!“ Puh, will man einen solchen Nervenkitzel wirklich jedes mal haben? Wir klären auf und helfen euch hoffentlich somit weiter. Spoiler: Lesen hilft 🤓

Auf die Veredelungsart kommt es an oder doch nicht?

Es gibt viele Möglichkeit, wie wir Druckprodukte veredeln können. Zu den klassischen Veredelungstechniken gehören UV- und Relieflack, Heißfolien- und Blindprägung sowie Stanzen. Bei der Folienveredelung wird mittlerweile zwischen einer klassischen Form in Kombination mit Prägung und der Digitalen Form unterscheiden. So viel sei schon einmal verraten: man sollte zwar unterschiedliche Dinge beachten, aber in der handwerklichen Reinzeichnung werden die Dateien fast gleich angelegt.

Grundsätzliche Regeln und Anforderungen

Genaue Angaben zur Reinzeichnung und die Anforderungen an die Druckdatei für eine perfekte Ausführung sind in den Datenblättern der jeweiligen Druckereien zu finden. Bei Online Druckereien gibt es diese direkt zum Herunterladen, bei Druckereien aus der Region werden diese vom persönlichen Ansprechpartner zur Verfügung gestellt. Datenblätter beinhalten die Angaben zu minimalen Liniendicken und Schriftgrößen, bei denen der Produktionsprozess gesichert ist, ebenso die Anforderungen für das Anlegen der Veredelungsebene.

Alle Druckereien haben sehr ähnliche Anforderungen. In der Regel muss die Veredelungsform auf einer neuen Ebene platziert werden, die den Namen der Veredelung trägt. Die Farbe der Objekte muss ebenfalls eindeutig benannt werden und eine Volltonfarbe sein. Die Objekte müssen auf „Überdrucken“ gesetzt werden. Im nächstem Absatz gehen wir genauer darauf ein.

Es gibt einige Ausnahmen, wie zum Beispiel MOO, die für jeden Anwender geschaffen sind und daher versuchen, die Reinzeichnungsprozesse so einfach wie möglich zu gestalten.

Ähm … Wie war das noch genau?

Jetzt noch einmal Schritt für Schritt:

  1. Die Veredelung soll auf einer neuen Ebene platziert werden. Lege eine neue Ebene an und benenne sie mit dem Veredelungsnamen.
  2. Wenn die Veredelung eine Fläche und nicht eine Kontur ist, sollte es ein Objekt mit einer geschlossenen Form sein. Kontrolliere, ob die Endpunkte der Form tatsächlich verbunden sind. Ansonsten kann es beim Stanzen zu Problem kommen, denn nur Linien werden durchgeschnitten – so kann sich ein Loch in eine Tür verwandeln.
  3. Beim Anlegen einer Stanzform wähle die Kontur mit Stärke 0,25 pt und benutze keine Füllfarbe. Achte darauf, dass Schriften, die gestanzt werden sollen, in Pfade umgewandelt sind.
  4. Gedruckte Flächen, die bis an die Stanzkontur heranreichen, müssen 2 mm über die Stanzkontur hinaus angelegt werden. Dies hilft dir, Blitzer zu vermeiden.
  5. Die Farbe für die Veredelung soll eine Volltonfarbe („Eine Volltonfarbe ist eine speziell vorgemischte Druckfarbe“ – so Adobe) sein. Die Einstellung kannst du im Farbmenü ändern (von Prozess- auf Volltonfarbe). Manchmal, vor allem bei Online-Druckereien, ist es schon im Datenblatt festgelegt, welchen Werte du verwenden musst. Falls dies nicht der Fall sein sollte, hast du freie Wahl. Wir tendieren dann dazu, die grellen Farben zu nehmen wie z.B. 100% Magneta oder Yellow. So kann die Veredelung nicht übersehen werden.
  6. Die Objekte (Kontur oder Fläche) in Volltonfarbe  müssen auf „Überdrucken“ stehen. Die Einstellung findest du im Menü  „Fenster / Attribute“. Im normalen Druck werden Teile der Objekte, die von anderen Elementen verdeckt werden, nicht gedruckt – im Prinzip entsteht eine Weißfläche darunter. Nach dem Prinzip wird unter deiner Veredelungsebene eine weiße bzw. papiertonfarbene Fläche entstehen. Wie man sich vorstellen kann ist dies bei der Veredelung mit Lack eine volle Katastrophe!!! Bei der Folienprägung ist alles nur halb so wild, aber es können Blitzer entstehen, da der Druck und die Veredelung in mind. zwei Stufen erfolgt und dadurch keine 100% Genauigkeit garantiert ist. Wir können aber diese weißen Flächen vermeiden, indem wir alle Objekte auf der Veredelungsebene auf „Überdrucken“ stellen. So werden die Objekte darunter auch ganz normal mitgedruckt und die Veredelung oben drauf angewandt.
  7. Falls es bei einem Produkt mehrere Veredelungen gibt, sollen diese eindeutig angelegt werden. Benutze dafür unterschiedliche Farben und unterschiedliche Ebenen.

Last but not least!

So, jetzt bist du fertig und hast nun deine druckfertige PDF bereit. Aber überstürze nicht, sie nun direkt abzugeben: überprüfe noch einmal, ob alles korrekt und vollständig ist. In Adobe Acrobat kannst du sehr gut überprüfen, ob alles richtig ist. Wenn du die PDF öffnest, siehst du. wie das Design durch die Veredelung durchscheint (ähnlich wie Multiplizieren). Öffne dazu deine PDF und wähle links in Leiste „Mehr Werkzeuge / Druckproduktion / Ausgabenvorschau“ aus. Dort kannst du die CMYK Farben ausschalten: so wird gesamte Veredelung schwarz. Achte darauf, dass alle Objekte, die veredelt werden sollen, sichtbar und schwarz sind und keine weiteren Elemente zu sehen sind. Danach schalte die Volltonfarben aus: nun solltest du das Design ohne Veredelung sehen. Achte darauf, dass das Design richtig aussieht und keine ungewollten weißen Flächen auftauchen.

Zum Schluss noch ein paar Tipps von uns

  • Bei UV-Lack sollte auf den Beschnitt verzichtet werden. Beim Schneiden kann der Lack an den Kanten abblättern. Unsere Tests haben zwar gezeigt, dass es in 90 % der Fälle gut geht, aber bei größeren Auflagen können sich die 10 % schnell negativ auswirken.
  • Bei der Folien-Hochprägung auf offen strukturierten Papieren kann es zu „unscharfen“ Kanten kommen, da der Lack in die Struktur des Papiers eindringt. Wenn wir dies in unserem Design vorsehen, sprechen wir uns vorher mit der Druckerei ab und suchen gemeinsam nach einer Lösung für die Umsetzung. Dabei achten wir auf die Auswahl der Papiere und die Form der Veredelung.
  • UV-Lack sieht auf beschichteten und offenen Papieren unterschiedlich aus. Wir beraten dich gerne über unterschiedliche Papiersorten und Veredelungsmöglichkeiten.
  • Folienprägung oder Lackveredelung sollte nicht auf Objekten oberhalb der Falzlinie angewendet werden. An diesen Stellen kann es bereits beim ersten Falz zu Brüchen und Abplatzungen kommen.
  • Bei beidseitiger und vollflächiger Lackierung setzen wir auf Druckereien aus der Region und raten von Online-Druckereien ab. Der Grund: Durch den schnellen Durchlauf beim Online-Druck wird der Lack nicht ausreichend getrocknet und es kann beim Verpacken zu Verklebungen kommen.

Wir kennen uns mit Veredelungen, Druckverfahren und Reinzeichnugen aus und bieten diese auch als Beratung an!

Gerne erstellen wir ein individuelles Angebot!